IFT bei ventralen Hernien
Evangelisches Krankenhaus Herne, Deutschland - April 2025
Emile Rijcken führte erfolgreich eine Operation an einer 32-jährigen Patientin durch (BMI: 24,5; ASA II), bei der eine ventrale Hernien infolge eines offenen Abdomens aufgrund einer biliären nekrotisierenden Pankreatitis entstanden war. Ein primärer Faszienverschluss war nicht möglich. Daher wurde die Wunde sekundär über ein offenes Abdomen ausgeheilt und mit einem Spalthauttransplantat bedeckt, das direkt auf dem verwachsenen Darm platziert wurde. Aufgrund der biliären Pankreatitis und der noch in situ befindlichen, steingefüllten Gallenblase wurde gleichzeitig eine Cholezystektomie durchgeführt. Die Entfernung des Hauttransplantats stellte in diesem Fall eine besondere Herausforderung dar.

Klinischer Befund
Klinisch zeigte sich ein ausgeprägter Defekt der Bauchwand, bedingt durch die oben beschriebene Vorgeschichte der Patientin.

CT Befund
Das CT zeigte eine 16 × 18 cm große ventrale Hernie ohne relevanten Verlust der abdominellen Domäne (loss of domain). Der Dünndarm lag unmittelbar dem Hauttransplantat an, was eine präoperative Vorbereitung und erforderliche machte und auf eine ausgedehnte Adhäsiolyse hinwies.

Vorbehandlung mit Botulinum Toxin A
Zur präoperativen Vorbereitung wurde die Patientin mit Botulinumtoxin vorbehandelt, um eine maximale Relaxation der lateralen Bauchwand zu erzielen.

Entfernung des Hauttransplantats
Während der Operation wurde zunächst das Hauttransplantat vorsichtig abgelöst. Anschließend erfolgte die Cholezystektomie, bevor mit der Versorgung der Hernie begonnen wurde.

Rives-Stoppa Präparation + Peritoneal Flap
Die Rektusscheide wurde auf der rechten Seite ventral des Bruchsacks inzidiert, und die dorsale Rektusscheide wurde unter Schonung der perforierenden Gefäße sowie der epigastrischen Gefäße weit nach lateral bis zum Musculus transversus abpräpariert. Das gleiche Vorgehen wurde auf der linken Seite durchgeführt, wobei die Inzision der Rektusscheide dorsal des Herniensacks erfolgte. Die Präparation wurde kranial bis zum Processus xiphoideus und dem Rippenbogen sowie kaudal bis zur Symphyse ausgedehnt.

Verschluss der hinteren Rektusscheide
Dank der präoperativen Botulinumtoxin-Behandlung konnten die beiden posterioren Faszienblätter bereits approximiert werden. Nach entsprechender Mobilisation wurde das Omentum zum Schutz über den Darm gelegt. Die hinteren Faszienblätter wurden anschließend mit einer fortlaufenden Naht unter Verwendung von 2-0 Maxon verschlossen.

Sublay-Mesh
Ein Dynamesh CICAT wurde auf eine Größe von 13 × 30 cm mit abgerundeten Ecken zugeschnitten. Das Netz wurde spannungsfrei und ohne Falten auf der hinteren Rektusscheide positioniert und mittels 2-0 Surgipro-Nähten in U-Naht-Technik fixiert. Ein primärer Verschluss der vorderen Faszie war nicht möglich, sodass eine intraoperative Faszientraktion durchgeführt wurde.

Intraoperative Faszientraktion (IFT)
Beidseits des Defekts wurden jeweils sechs USP 2 Vicryl-Fäden in U-Naht-Technik eingebracht. Die gekreuzten Fäden wurden in der Fadenhalterung (fasciotens®Hernia) eingespannt. Die IFT wurde über einen Zeitraum von 30 Minuten mit einer Zugkraft von etwa 16–18 kg durchgeführt. Während der Traktion blieb der Beatmungsdruck stabil bei 14 mmHg, ohne Anstieg während des abdominalen Verschlusses.

Verschluss der vorderen Rektusscheide
Die vorderen Faszienblätter wurden erfolgreich mittels Small-Bites-Technik mit einer 2-0 Maxon-Naht verschlossen.

Ergebnis vor Hautverschluss

Ergebnis nach Hautverschluss

Kosmetisches Ergebnis
Postoperatives Ergebnis am 19. Tag nach der Operation.

Prof. Dr. med. Emile Rijcken
Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zusatzbezeichnung spezielle Viszeralchirurgie und Proktologie.

EVK Herne
Germany

Prof. Dr. med. Chris Braumann
Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Zusatzbezeichnung spezielle Viszeralchirurgie und Proktologie.

EVK Herne
Germany
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