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Komplexe Hernie mit infiziertem Netz

IFT bei einer mehrfach wiederkehrenden Narbenhernie mit freiliegendem, infiziertem Netz

Cisanello Universitätsklinik, Pisa, Italien - Februar 2025

Dr. Luigi Cobuccio berichtet über einen Fall eines 56-jährigen männlichen Patienten mit einer Vorgeschichte multipler fehlgeschlagener Rekonstruktionen der Bauchwand. Der Patient stellte sich mit freiliegendem Netzmaterial, chronischer Infektion und rezidivierender Hernie vor.

Die klinische Situation wurde zusätzlich durch vorangegangene Explantationen von Netzmaterial, Infektionen der Operationsstelle sowie das Fehlen präoperativer Rehabilitationsmaßnahmen erschwert. Aufgrund der komplexen Ausgangslage im Operationsgebiet und der patientenspezifischen Risikofaktoren wurde ein offenes chirurgisches Vorgehen gewählt. Zur Ermöglichung eines direkten Faszienverschlusses wurde die intraoperaitve Faszientraktion genutzt.

Fallbericht

Ein 56-jähriger adipöser Mann (BMI 36,5), ehemaliger Raucher, stellte sich mit einer komplexen Vorgeschichte rezidivierender umbilikaler Narbenhernien und mehrfach fehlgeschlagener Reparaturen vor, die in verschiedenen Einrichtungen durchgeführt worden waren.

Im Jahr 2022 erfolgte eine erste Versorgung mittels präperitonealer Netzimplantation. Im Anschluss wurde 2023 eine laparoskopische Cholezystektomie sowie eine Nahtversorgung der Hernie durchgeführt, welche durch einen Dünndarmileus, eine erneute operative Revision und die Entfernung des Netzes kompliziert wurde.

Im Jahr 2024 erfolgte eine offene Rives-Stoppa-Rekonstruktion mit Polypropylen-Netz und anteriorer Komponentenseparation bei einem Defekt vom Typ M2M3 W3. Postoperativ entwickelte sich ein ausgeprägtes retromuskuläres Hämatom, das eine bilaterale Angioembolisation erforderlich machte. Der weitere Verlauf war durch eine Infektion der Operationsstelle und eine Wunddehiszenz kompliziert, die letztlich zur Freilegung des Netzes führte.

Der Patient stellte sich mit einem freiliegenden Netz (Durchmesser 4 cm), umgebender Erythematisierung sowie klinischen und radiologischen Hinweisen auf ein Hernienrezidiv (13 cm breit im kranialen Bereich laut CT) in Verbindung mit einer Rektusdiastase vor.

Wundabstriche ergaben den Nachweis von Staphylococcus aureus und Corynebacterium simulans. Aufgrund der progredienten Exposition des Netzes und der eingeschränkten Therapieadhärenz wurde die Indikation zur operativen Intervention gestellt. Eine präoperative Optimierung (z. B. durch Botulinumtoxin-A-Injektionen oder Gewichtsreduktion) war nicht realisierbar.

Bei der operativen Exploration zeigte sich eine ausgeprägte Entzündungsreaktion sowie ein verbliebener faszialer Defekt von 15 cm Breite. Das Netz wurde vollständig en bloc zusammen mit erythematöser Haut entfernt.

Zur Unterstützung der medialen Mobilisation der Faszien wurde das System fasciotens®Hernia für 28 Minuten an den vorderen und – soweit vorhanden – hinteren Rektusscheiden appliziert. Dies ermöglichte einen spannungsfreien Verschluss der Linea alba mittels Small-Bite-Technik unter Verwendung von PDS 0-Nähten. Zur Seromprophylaxe wurde eine subkutane Redon-Drainage eingelegt.


Der Patient erhielt eine antibiotische Therapie mit Cefazolin und Metronidazol über 72 Stunden. Die Drainage wurde am 4. postoperativen Tag entfernt, und der Patient konnte am 5. postoperativen Tag bei guter Schmerzlage und komplikationslosem Verlauf entlassen werden.

Die mikrobiologische Untersuchung des explantierten Netzes ergab den Nachweis von Staphylococcus aureus, Staphylococcus caprae und Proteus mirabilis. Der Patient befindet sich in engmaschiger Nachsorge. Eine erneute netzbasierte Rekonstruktion ist nach adäquater präoperativer Vorbereitung in einem sauberen Operationsfeld geplant.


Chirurgische Vorgehensweise

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Klinischer Befund

Erstvorstellung mit freiliegendem Netzmaterial im Bereich des Umbilikus, begleitet von lokaler Erythematisierung.

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Befund im Stehen

Die Aufnahme im aufrechten Stand verdeutlicht das Ausmaß der Beteiligung der Bauchwand sowie die Vorwölbung der Hernie.

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CT-Scan präoperativ

Rezidivhernie mit einer Ausdehnung von 13,4 cm in Kombination mit einer kranialen Rektusdiastase.

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Netz Explantation

Infiziertes Netzmaterial wurde en bloc zusammen mit der entzündeten darüberliegenden Haut entfernt.

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Fasziendefekt

Intraoperativ wurde ein 15 cm breiter Defekt in der Mittellinie identifiziert.

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Anbringung Zugfäden

Vor der Anwendung der Traktion wurden die Zugfäden entlang der Faszienränder vorplatziert.

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Bereit für Traktion

Die Nähte wurden zur Ankopplung an fasciotens®Hernia vorbereitet und entsprechend überkreuz angeordnet.

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IFT

Mittels fasciotens®Hernia wurde eine kontrollierte Traktion angewendet, um die Bauchwand zu elongieren.

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Dauer IFT

Eine kontrollierte, dynamische vertikale Traktion wurde über einen Zeitraum von 28 Minuten angewendet.

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Direkter Faszienverschluss

Erfolgreicher Mittellinienverschluss nach IFT.

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Finaler intraoperativer Befund

Vollständiger Verschluss der Bauchwand und Haut.

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